Die Stixer Wanderdüne ist das Überbleibsel eines ausgedehnten Wanderdünengürtels im Amt Neuhaus. Eine kurze Tour führt durch alte, flechtenreiche Kiefernwälder zu hervorragend ausgebildeten Binnendünenbereichen mit offenen Sandflächen und hinauf zum aussichtsreichen Dünenscheitel.
Wandernde Dünen im Binnenland sind in Niedersachsen eine Seltenheit. Großflächig gab es offene Binnendünenlandschaften unter anderem noch bis ins 19. Jahrhundert im Amt Neuhaus: Zwischen Preten und Wehningen türmte sich Flugsand, den die Gletscherströme der letzten Eiszeit in Bewegung gebracht hatten, dank Westwinden bis zu 30 m hoch zu Dünen auf.
Die Stixer Wanderdüne ist ein Überbleibsel dieser Landschaft. Wer vom Wanderparkplatz aus dem Weg durch mit Heidelbeeren und Jungbirken durchsetzten Kiefernwald einschlägt, steht bald vor ihnen. Der Weg verläuft ab hier nur noch durch feinsten Sand entlang eines hölzernen Handlaufs bis hinauf zum Dünenscheitel. Von dort reicht die Sicht bei gutem Wetter bis zu den Elbhöhen auf der anderen Seite der Elbe.
Dass zwischen Zeetze und Kaarßen ein knapp 10 ha großes Binnendünenareal erhalten geblieben ist, ist keine Selbstverständlichkeit, denn Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Binnendünen im Amt Neuhaus mit Kiefern aufgeforstet; die Wanderung der Dünen wurde damit zum Stillstand gebracht. Nur ein kleiner Teil, die Stixer Wanderdüne, widerstand der Aufforstung und vermittelt Besuchern heute eine Vorstellung von der damaligen Landschaft.
Bis heute wandern hier die Dünen: Offene Sandflächen und Windrippen sind zu sehen, und große Kiefern werden hier weiterhin bis zum Wipfel mit Sand zugeweht und auch wieder freigelegt. Bei trockenem, windigem Wetter kann man der Wanderbewegung des Sandes gen Osten zusehen.
Trocken ist es auf den Sandflächen, und heiß – diese Verhältnisse ziehen ganz besondere Tier- und Pflanzenarten an: Auf den lebensfeindlichen Dünenkuppen bestimmen Silbergras und Sand-Seggen, Moose und Rentierflechten die spärliche und empfindliche Vegetation. In der Umgebung der Düne sind es überwiegend Kiefern, die auf dem kargen Sandboden überdauern können, in den Dünentälern kommen Sandbirken und Stieleichen hinzu. Diese Bereiche sind Lebensraum gefährdeter Vogelarten wie der Heidelerche, die ihre Nester in offene Sandflächen am Boden baut sowie für den nachtaktiven Ziegenmelker – sein stundenlanger, durchdringender Gesang, ein in Tonhöhe und Lautstärke variierendes Schnurren, ist hier besonders in milden Mainächten zu hören.
Die Wanderdünen bieten außerdem für Heuschrecken wie die Beißschrecke, den Steppengrashüpfer und die Blauflügelige Ödlandschrecke einen geeigneten Lebensraum. Auch Schmetterlingsarten wie der Eisenfarbige Samtfalter und die Rostbinde fühlen sich in der speziellen Umgebung zu Hause. Nicht zuletzt sind die Dünen auch Lebensraum für den "Ameisenlöwen", die Larven der libellenähnlichen Ameisenjunfer, die sich in den lockeren Sandboden Fangtrichter graben und auf diese Weise große Mengen an Forstschädlingen vernichten.